Das kleine Fürstentum Liechtenstein und seine Casinos greifen durch. In puncto Spielsperren ist der Zwergstaat mit seinen knapp 39.000 Einwohnern nicht gerade zimperlich. Die Anzahl gesperrter Spieler hat sich innerhalb eines Jahres glatt verdoppelt. 2018 waren noch 940 Zocker mit einer Sperre belegt. Im Jahre 2019 waren es schon beachtliche 1828. Parallel verzeichneten die Spielbanken einen deutlichen Anstieg ihrer Einnahmen.Ende des Jahres 2019 waren insgesamt vier Casinos in Liechtenstein beheimatet. Vom Amt für Volkswirtschaft (AVW), besser gesagt: der Geldspielaufsicht des Landes, werden aktuell noch zwei weitere Gesuche geprüft. Dabei handelt es sich um die Standorte in Schaan und in Balzers. Die Betreiber sind die MCL Resorts AG in Schaan und für Balzers zeichnet die LIE2 AG verantwortlich, die soeben verkündete, dass die Spielbank nicht, wie ursprünglich vorgesehen, den Namen „Casino Balzers“ tragen wird, sondern ab sofort „Casino 96“ heißt.

Staatskasse freut sich über 30 Millionen SFR

Casino LiechtensteinDie Summe ist ziemlich beeindruckend, die die vier Spielbanken im Jahre 2019 erwirtschafteten, welche derzeit im Fürstentum ihren Geschäften nachgehen dürfen. Rund 80 Millionen Schweizer Franken betrug der Bruttospielertrag im vergangenen Jahr. Mit Bruttospielertrag wird der Betrag bezeichnet, den die Spieler in den jeweiligen Casinos umsetzen. Die Besucher der Spielbanken verspielten demzufolge durchschnittlich insgesamt 200.000 Schweizer Franken (SFR) pro Tag und bescherten dem kleinen Alpenland in 2019 rund 30,4 Millionen SFR, wenn man die Aufsichtsabgaben hinzu zählt. Am meisten nahmen die Glücksspielhäuser der Casino Admiral AG ein. Sie stehen in Triesen und in Ruggell und erwirtschafteten zusammen rund 55.1 Millionen SFR. Mit 22,2 Millionen SFR ist ihnen das Casino in Schaanwald dicht auf den Fersen, das von der Casinos Austria Liechtenstein AG (CASAG) betrieben wird. Ein Jahr zuvor vermeldete das Casino in Schaanwald noch 18,6 Millionen SFR. Auch in Bendern freut man sich über hohe Umsätze. Das erst im Dezember 2019 neu eröffnete Grand Casino konnte im ersten Halbjahr 2024 schon rund 1,6 Millionen Schweizer Franken als Bruttospielertrag verbuchen. In Ruggell ist das Casino Admiral, bzw. der Club Admiral stationiert. Im Jahre 2019 erwirtschaftete es immerhin rund 1,2 Millionen SFR.

Sozialkonzepte nach wie vor im Fokus

Nicht nur die Bruttospielerträge können sich sehen lassen. Auch andere Zahlen sind durchaus beeindruckend. So ergab sich Ende 2019 laut der staatlichen Geldspielaufsicht ein Mitarbeiterbestand von insgesamt knapp 340 Vollzeitstellen. Dies ist allerdings nicht die effektive Zahl der Mitarbeiter, denn die ist noch höher. Hinzu rechnen muss man noch die geringfügig Beschäftigten, die Teilzeitstellen und die Freelancer. Eine genaue Zahl der in den Casinos beschäftigten Mitarbeiter wird derzeit noch ermittelt.

Was darüber hinaus seit dem letzten Tätigkeitsbericht enorm angestiegen ist, ist im Vergleich zum Jahr 2018 die Zahl der Spieler, die gesperrt wurden. Damals waren es noch 940 Zocker. Mit 1828 Personen hat sich diese Anzahl in 2019 fast verdoppelt. An diesem Punkt drängt sich natürlich die Frage auf, ob sich auch wirklich alle Spielbanken konsequent an das Sozialkonzept halten, oder ob es von behördlicher Seite aus Anlass zu Beanstandungen gab. Die Geldspielbehörde teilt hierzu lediglich mit: „Die Einhaltung der Sozialkonzepte ist ein zentraler Fokus der Aufsicht und wird regelmäßig überprüft. Bei allfälligen Beanstandungen wird die Umsetzung von Maßnahmen verlangt.“ Die Gewährleistung der Aufsicht über die einzelnen Casinos ist nicht so leicht zu bewerkstelligen, aus diesem Grund soll das Personal der Aufsichtsbehörde in Zukunft aufgestockt werden. „Mit der Zunahme der bewilligten Spielbanken steigt der Aufsichtsaufwand für die Geldspielaufsicht,“ teilt das Amt für  Volkswirtschaft in diesem Zusammenhang mit. Aus diesem Grund sei das Budget für weitere Stellen im Jahr 2024 von der Regierung erweitert worden. Es liegt aktuell dem Landtag zur Freigabe vor.  

Umfangreiches Schutzkonzept

Auch in Liechtenstein hatten die Freizeit- und Unterhaltungsbetriebe, wozu auch die Spielbanken zählen, mit der aktuellen Gesundheitskrise zu kämpfen. Die vier bereits existierenden Standorte waren im Frühling dieses Jahres gezwungen, ihre Pforten zu schließen. Die Betreiber nutzten die Zeit und trafen sich, um ein gut durchdachtes Schutzkonzept für die Casinos in Schaanwald, Ruggell, Triesen und Bendern zu entwickeln. Dies gelang trotz der widrigen Umstände und konnte einvernehmlich verabschiedet werden. Fristgerecht wurde dann das umfangreiche Schutzkonzept für die Spielbanken des Fürstentums dem Casino Verband der Schweiz vorgelegt, in dessen Entscheidung der Termin einer möglichen Wiedereröffnung lag. Punkten konnte das Konzept gerade mit seinen Hygieneregeln, die ein regelmäßiges Desinfizieren der Hände vorsieht. Hierfür wurden an verschiedenen zentralen Stellen der Casinos gut sichtbar Desinfektionsmittel bereitgestellt. Für die Angestellten im Kassenbereich und am Empfang gilt Handschuhpflicht. Darüber hinaus sind sie durch Plexiglaswände sowohl von den Gästen, als auch voneinander getrennt. Auch der Abstand zwischen den einzelnen Spielautomaten ist mit einem sogenannten Spuckschutz versehen – allerdings ausschließlich dann, wenn der Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann. Bei eher problematischen Mindestabständen ist es vorgesehen, nur jeden zweiten Slot zum Spielen frei zu geben. On top werden die Slots zu jedem Spielerwechsel neu desinfiziert. Zu Anfang konnten dann auch die Distanz- und Hygienevorschriften bei Tischspielen wie Poker, Roulette oder Black Jack nicht umgesetzt werden, daher fanden keine statt. Sprecher Martin Frommelt sagte dazu: „Die Anzahl der sich gleichzeitig im Casino befindenden Personen wird durch systematische Kundenzählung registriert und überprüft.“