Pokerstars hat die ersten 100 Millionen Dollar Strafe in Kentucky gezahlt. Insgesamt soll der Glücksspielanbieter 1,53 Milliarden Dollar Strafe berappen. Nach dem aktuellen Stand kommen pro Tag 500.000 Dollar zur Strafe hinzu. Doch noch ist unklar, ob Pokerstars am Ende wirklich die volle Summe bezahlen muss. Warum muss Pokerstars in Kentucky eine gigantische Strafe in Höhe von 1,53 Milliarden Dollar bezahlen? Und wieso hat Pokerstars aktuell nur 100 Millionen Dollar dieser Strafe bezahlt? Bei den 100 Millionen Dollar handelt es sich um einen Betrag, den Pokerstars hinterlegen musste. Ein Gericht in Kentucky hat diese Summe nun freigegeben, sodass die noch zu zahlende Strafe um 100 Millionen Dollar gesunken ist.

Kentucky bittet Pokerstars ordentlich zur Kasse

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Allerdings sollte sich Pokerstars nicht allzu viel Zeit lassen beim Bezahlen der restlichen Summe, denn wenn täglich 500.000 Euro zur Strafe hinzukommen, ist der Weg bis zu den nächsten 100 Millionen Dollar nicht weit. Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Was hat Pokerstars verbrochen, dass ein Gericht in Kentucky den Glücksspielanbieter zu einer Strafe von 1,53 Milliarden Dollar verurteilt hat? Bei der Strafe geht es um den Zeitraum von 2006 bis 2011. In diesem Zeitraum hat Pokerstars in den USA Spiele angeboten, die nicht zugelassen waren. Damals gehörte Pokerstars aber nicht Flutter Entertainment, dem heutigen Besitzer. Bei den Kaufverhandlungen waren die Rechtsexperten des heutigen Besitzers zu der Überzeugung gekommen, dass in Kentucky ein überschaubares finanzielles Risiko vorhanden wäre. Doch das war ganz offensichtlich ein Irrtum. Nach eigenen Angaben hat Pokerstars von 2006 bis 2011 in Kentucky zwar einen Umsatz von 290 Millionen Dollar gemacht. Aber der Gewinn lag nur bei 18 Millionen Dollar. Das ist auch durchaus nachvollziehbar, denn beim Poker gegen große Teile des verlorenen Geldes an andere Spieler. Der Veranstalter verdient nur durch die Gebühren, die für die Spiele erhoben werden. Wie man von 18 Millionen Dollar Gewinn auf 1,53 Milliarden Dollar Strafe kommen kann, ist wohl eine besondere Leistung des zuständigen Gerichts in Kentucky. Aber das Urteil ist mehrfach bestätigt worden und durch die Instanzen gegangen.

Im Moment sieht alles danach aus, dass Pokerstars den Betrag bezahlen muss. Flutter Entertainment ist durchaus dazu in der Lage, auch eine derart hohe Strafe zu bezahlen. Der Glücksspielkonzern ist gut aufgestellt. Aber die Zahlung einer Geldstrafe von 1,53 Milliarden Dollar wird ein großes Loch in die Kasse reißen. Gerade zum jetzigen Zeitpunkt wäre das ein riesiges Problem, denn Flutter Entertainment muss wichtige Investitionen tätigen, um auf dem schnell wachsenden amerikanischen Glücksspielmarkt mitzuhalten. Deswegen werden die Anwälte von Flutter Entertainment alles unternehmen, um die Strafe doch noch irgendwie abzuwenden oder zumindest deutlich zu reduzieren. Allzu lange sollten sich die Rechtsanwälte von Flutter Entertainment aber nicht Zeit lassen, denn die Strafe wird durch die zusätzlichen 500.000 Dollar pro Tag kontinuierlich größer.

Glücksspielanbieter müssen sich an Gesetze halten

In den USA ist in den letzten Jahren mehrfach deutlich geworden, dass die Gerichte keine Hemmungen haben, auch sehr hohe Strafen gegen Glücksspielanbieter zu verhängen, die sich nicht an die gesetzlichen Regeln erhalten. Für europäische Glücksspiel-Fans ist das vielleicht ein Stück weit verwunderlich, denn in Europa sind hohe Strafen für Glücksspielanbieter eher die Ausnahme. In Schweden hat es zuletzt ein paar empfindliche Geldbußen für Glücksspielanbieter geben, die sich nicht an die Gesetze gehalten haben. Auch in Großbritannien gibt es immer wieder einmal Geldbußen für Unternehmen, die sich nicht an die Vorgaben der UK Gambling Commission halten. In den meisten anderen Ländern sind die Glücksspielbehörden und die Gerichte bislang nicht unbedingt gewillt, riesige Strafen zu verhängen. Allerdings hängt das ein Stück weit auch damit zusammen, dass insbesondere der Online-Glücksspielmarkt in Europa bislang zu großen Teilen ein grauer Markt war. Nicht immer war klar, welche Regeln überhaupt galten.

Ein gutes Beispiel dafür sind die Online-Spielbanken mit Lizenzen. Bis heute ist nicht höchstrichterlich geklärt, ob die EU-Lizenzen in allen europäischen Ländern Gültigkeit haben. In der Praxis ist es bislang so, dass EU-Lizenzen vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn es keine nationale Regulierung für Online-Glücksspiele gibt. Pokerstars ist seit vielen Jahren auch in Europa aktiv und hat nicht in allen Ländern Lizenzen. Trotzdem muss Pokerstars bislang nicht befürchten, dass Glücksspielbehörden oder Gerichte massive Strafen verhängen. Vielleicht ändert sich die Situation in den nächsten Jahren, weil mittlerweile deutlich mehr Länder eine nationale Regulierung des Online-Glücksspiels vornehmen oder planen. Aber einstweilen scheint es ausgeschlossen zu sein, dass sich ein europäischer Glücksspielanbieter irgendwann mit einer Strafe in Milliardenhöhe auseinandersetzen müsste. Selbst für den amerikanischen Glücksspielmarkt ist das Verfahren gegen Pokerstars in Kentucky eine Besonderheit. Eines ist sicher: Eine Strafe in dieser Höhe hat definitiv eine abschreckende Wirkung.