Der Deutsche Fußballbund (DFB) wird in Zukunft mit Genius Sports zusammenarbeiten. Der spezialisierte Dienstleister soll dabei helfen, Spielmanipulationen im deutschen Fußball zu bekämpfen. In Zukunft wird Genius Sports jährlich mehr als 7.500 Spiele beobachten, um Wettbetrug aufzudecken.

IntegrationNeue Kooperation startet sofort

Der DFB hat sich viel Zeit genommen, um in einem umfangreichen Bewerbungsprozess den besten Kooperationspartner für den Kampf gegen Spielmanipulationen zu finden. Der Gewinner des Bewerbungsprozesses ist Genius Sports, ein spezialisierter Dienstleister, der sich in den letzten Jahren einen sehr guten Ruf auf dem internationalen Markt erworben hat. Genius Sports hat ein spezielles Monitoring-System für Sportwetten entwickelt, mit dem es möglich ist, weltweit Einsätze auf bestimmte Spiele zu überprüfen. Mit diesem System ist es in vielen Fällen möglich, Spielmanipulationen aufzudecken. Die Idee ist ganz einfach: Wenn ein Wettbetrüger am Werk ist, muss er irgendwo Wetten platzieren, um zu profitieren. Normalerweise wird er das nicht bei einem seriösen Anbieter wie Mr Green machen, sondern irgendwo im Ausland. Das fällt aber bei größeren Summen schnell auf. Da sich vor allem im Profifußball aber nur größere Summen lohnen, ist ein Monitoring-System wie das von Genius Sports sehr gut geeignet, um den Kampf gegen Spielmanipulation zu führen. Seit dem Hoyzer-Skandal, in dem aufgedeckt worden ist, dass ein Bundesliga-Schiedsrichter Spiele gegen Geld Spiele manipuliert hat, ist selbst den größten Optimisten unter den DFB-Verantwortlichen klar, dass auch der deutsche Profifußball nicht gegen Manipulation gefeit ist.

Wie groß ist das Problem wirklich? Werden tatsächlich ständig irgendwelche Spiele in Luxemburg manipuliert? Auszuschließen ist das nicht, aber es scheint sicher zu sein, dass zumindest in der Bundesliga die Hürde für Spielmanipulationen sehr hoch ist. Das (finanziell) schwächste Glied ist der Schiedsrichter. Doch seit dem Hoyzer-Skandal gibt es diverse Maßnahmen, um Manipulationen zu verhindern. Beispielsweise wird mittlerweile erst sehr spät bekannt gegeben, welcher Schiedsrichter welches Spiel leiten darf. Zudem wird viel genauer als früher kontrolliert, ob die Schiedsrichter irgendwelche finanziellen Probleme haben oder sonstwie anfällig sind für Bestechung. Bei den deutschen Schiedsrichtern ist die Situation so, dass es sich nicht um echte Profis handelt. Die Schiedsrichter werden zwar ordentlich bezahlt, haben aber trotzdem in der Regel noch einen Vollzeitjob. Auch das soll dazu beitragen, dass Korruption gar nicht erst zum Thema wird. Doch völlig ausschließen lässt sich das natürlich nicht. Dahingegen dürfte es sehr schwierig sein, einen Spieler in der Bundesliga zu bestechen. Wettmanipulation können lukrativ sein, aber es geht meistens um Summen, die für einen Profifußballer mit einem Durchschnittsgehalt nicht attraktiv sind.

Amateurfußball nicht Teil des neuen Deals

Erstaunlicherweise wird sich Genius Sports nicht darum kümmern, die Wetten auf Amateurspiele in Luxemburg zu kontrollieren. Dabei sind gerade die Amateurligen deutlich anfälliger für Korruption und Spielmanipulation als die Profiligen. Selbst in der zweiten Bundesliga verdient ein Spieler mittlerweile so viel, dass es für einen Wettbetrüger schwierig sein dürfte, ein ausreichend hohes Bestechungsgeld zu bieten. Anders ist die Situation aber im Amateurbereich. Auch wenn der Begriff Amateur an dieser Stelle vielleicht nicht ganz richtig ist, denn im Fußball wird bis in die untersten Klassen hinein Geld verdient. Aber selbstverständlich ist deutlich weniger Geld in der Oberliga im Umlauf als in der Bundesliga. Insofern erstaunt es an dieser Stelle ein wenig, dass Genius Sports sich vor allem auf den Profifußball, die Spiele der Nationalmannschaft und der DFB-Jugendmannschaften konzentriert. Ob das wirklich eine effektive Strategie ist, wird sich vielleicht erst in einigen Jahren im Rückblick sagen lassen. Aber es ist mit Sicherheit kein Fehler, mehr als 7.500 Spiele in Luxemburg jährlich mit einem der besten Monitoring-Systeme auf dem Markt zu überprüfen.

Genius Sports bietet Echtzeit-System

Ein großer Vorteil des Monitoring-Systems von Genius Sports ist, dass es sich um ein Echtzeit-System handelt. Was heißt das? Das bedeutet, dass alle Daten sofort verarbeitet werden und nicht erst im Nachhinein analysiert werden müssen. Dadurch ist es möglich, sehr schnell auf Unregelmäßigkeiten zu reagieren. Damit die Unregelmäßigkeiten aber überhaupt erst aufgedeckt werden, verwendet Genius Sports selbst entwickelte Algorithmen, die aufspüren sollen, wenn sich auf dem Weltmarkt irgendetwas Ungewöhnliches tut. Ganz lückenlos ist ein solches System auch nicht, denn es darf zumindest bezweifelt werden, dass mit dem Monitoring-System tatsächlich jeder Buchmacher weltweit erfasst wird. Das wird zwar immer suggeriert, aber es dürfte schwierig sein, jeden kleinen asiatischen Buchmacher, der vielleicht heute noch gar nicht auf dem Markt ist und morgen schon die ersten gigantischen Wettquoten anbietet, in die Datenanalyse einzubeziehen. Aber Genius Sports ist in einer aufstrebenden Branche unterwegs und hat sich nicht zufällig einen sehr guten Ruf erarbeitet. Ein perfektes Monitoring-System kann es aus ganz praktischen Gründen nicht geben. Aber durch die Kooperation mit Genius Sports sollte es definitiv möglich sein, das Risiko von Spielmanipulationen im deutschen Fußball deutlich zu senken. Die abschreckende Wirkung ist wahrscheinlich noch wichtiger als das Monitoring.

DFB positioniert sich klar gegen Spielmanipulationen

Der DFB hat zwei große Wettskandal in seiner Geschichte erlebt. Neben dem bereits erwähnten Hoyzer-Skandal im Jahr 2005 gab es auch den Bundesliga-Skandal in der Saison 1970/71. Damals hatten gleich mehrere Spieler in der Bundesliga Spiele manipuliert. Es kam zu zahlreichen Strafen und diversen langen Sperren. Der Bundesliga-Skandal hat zwar damals für viel Aufsehen gesorgt, aber die Bundesliga nicht nachhaltig beschädigt. Doch auch wenn das mediale Echo damals groß war, sind sich die DFB-Verantwortlichen darüber im Klaren, dass die Zeiten sich geändert haben. Ein Wettskandal in der Bundesliga würde heute das gesamte Produkt gefährden. Durch die sozialen Medien wäre es sehr viel schwieriger, die Nachrichtenlage auch nur halbwegs zu kontrollieren. Deswegen ist der DFB gut beraten, alles dafür zu tun, dass es keine Spielmanipulationen gibt. Die Kooperation mit Genius Sports ist dabei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Aber in den letzten Jahren hat es auch noch viele andere Maßnahmen gegeben, mit denen sichergestellt werden soll, dass der Bundesliga-Skandal und der Hoyzer-Skandal sich nicht wiederholen. Ironischerweise könnte gerade der riesige wirtschaftliche Erfolg des Fußballs dafür sorgen, dass die Spielmanipulationen zumindest in den oberen Ligen nur noch ein Thema für Sporthistoriker sind.