Heathcliff Farrugia, der CEO der Malta Gaming Authority, ist zurückgetreten. Die maltesische Glücksspielbehörde hat unter der Leitung von Farrugia in den letzten Jahren viel dazu beigetragen, dass sich die Online Casinos in Europa in eine positive Richtung entwickelt haben. Auch für viele deutsche Glücksspiel-Fans war die Malta-Lizenz lange Zeit das Maß aller Dinge.

Farrugia verlängert überraschend Vertrag nicht

Malta Gaming AuthorityEs ist eine große Überraschung, dass Heathcliff Farrugia seinen Vertrag als CEO bei der Malta Gaming Authority nicht verlängert hat. Der renommierte Behördenleiter ist bereits seit 2014 für die Malta Gaming Authority tätig. Seit 2018 ist Farrugia der CEO. Zusammen mit Heathcliff Farrugia ist auch der Chief Regulatory Officer Karl Brincat Peplow zurückgetreten. Heathcliff Farrugia und Karl Brincat Peplow waren in den letzten beiden Jahren maßgeblich daran beteiligt, die Glücksspielregulierung in Malta völlig neu zu gestalten. Das ist nach einhelliger Einschätzung von Experten aus der Glücksspielbranche gut gelungen. Deswegen ist es nicht sofort nachvollziehbar, warum die beiden Top-Leute sich dagegen entschieden haben, die Verträge, die Ende des Jahres auslaufen, zu verlängern. Aber vielleicht gibt es eine ganz einfache Antwort, die jedoch bislang nur Spekulation ist. In maltesischen Zeitungen wurde nach der Ankündigung des Rücktritts gemutmaßt, dass Heathcliff Farrugia und Karl Brincat Peplow dabei seien, ein eigenes Glücksspielangebot auf die Beine zu stellen. Daraus würde zwangsläufig ein Interessenkonflikt erwachsen. Im Moment gibt es keinen Beleg dafür, dass diese Behauptung stimmt, auch wenn es durchaus nachvollziehbar wäre, dass Farrugia und Brincat auch einmal die andere Seite der Glücksspielbranche kennenlernen wollten. Allerdings müsste dann ein sauberer Übergang stattfinden. Es wäre völlig inakzeptabel, wenn die beiden Spitzenmanager ihre aktuellen Tätigkeiten mit Geschäftsaktivitäten verknüpfen würden.

Malta ist ein wichtiger Standort für die europäische Glücksspielindustrie. Schon frühzeitig hat der Mittelmeerstaat durch niedrige Steuern und günstige Gesetze zahlreiche Glücksspielanbieter auf die Insel gelockt. Mittlerweile hat fast jeder große Glücksspielanbieter in Europa zumindest eine Filiale in Malta. Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat sich die Glücksspielbranche enorm verändert. Das ist auch auf Malta spürbar. Die Zeiten, in denen es möglich war, in nahezu allen Ländern Europas mit EU-Lizenz Glücksspiele anzubieten, scheinen endgültig vorbei zu sein. Aber die Malta Gaming Authority hat nach wie vor eine wichtige Bedeutung für die europäischen Glücksspielanbieter. Deswegen ist es wichtig, dass die Malta Gaming Authority auch nach dem Rücktritt von Heathcliff Farrugia und Karl Brincat Peplow professionell aufgestellt bleibt. Die Glücksspielbranche in Europa wäre ohne die Malta Gaming Authority in der heutigen Form kaum denkbar. Erst in den letzten Jahren haben zunehmend die Nationalstaaten in Europa angefangen, Gesetze zu schaffen, die das Online-Glücksspiel regulieren. Vorher fand die Regulierung des Online-Glücksspiels für viele Länder in Europa de facto in Malta statt.

Deutsche Glücksspielbehörde ersetzt Malta Gaming Authority

Früher wäre die Nachricht, dass der CEO der Malta Gaming Authority seinen Vertrag nicht verlängert, deutlich relevanter gewesen für die deutschen Glücksspiel-Fans. Doch durch die neue Glücksspielregulierung, die in Luxemburg ab Mitte 2024 in Kraft tritt und jetzt de facto schon durch die geltende Übergangsregelung maßgeblich ist, ist es letztlich unwichtig, was die maltesische Glücksspielbehörde macht. Zuständig für die Regulierung und Lizenzierung der deutschen Online-Spielbanken und auch der Online-Buchmacher wird in Zukunft eine Glücksspielbehörde sein, die in Sachsen-Anhalt angesiedelt ist. Noch gibt es diese Glücksspielbehörde nicht, aber die Bundesländer, die für die Glücksspielregulierung in Luxemburg zuständig sind, haben sich vorgenommen, bis zum Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags am 1. Juli 2024 die Glücksspielbehörde einzuweihen. Auf die neue Glücksspielbehörde kommt viel Arbeit zu. Vielleicht wäre es nicht die schlechteste Idee, frühzeitig in Kontakt zu treten mit der Malta Gaming Authority. Viele Glücksspielanbieter, die den deutschen Online-Markt in Zukunft beliefern wollen, sind auch in Malta registriert. Deswegen könnte ein Informationsaustausch genauso wie ein Erfahrungsaustausch vermutlich hilfreich sein.

Die Malta Gaming Authority hat wichtige Pionierarbeit geleistet und Heathcliff Farrugia war zumindest in den letzten Jahren eine einflussreiche Figur in der renommierten Glücksspielbehörde, auch schon vor der Übernahme des CEO-Postens. Auch mit vielen neuen nationalen Regulierungen, zum Beispiel in Schweden, Dänemark, Spanien und Portugal, wird die Malta Gaming Authority noch für eine ganze Weile lang relevant bleiben. Aber für die deutschen Glücksspiel-Fans gilt in Zukunft, nicht mehr nach Malta zu schauen, sondern nach Sachsen-Anhalt. In Magdeburg soll die Glücksspielbehörde entstehen, die demnächst den riesigen deutschen Online-Glücksspielmarkt überwacht. In welcher Form das am Ende geschehen wird und wie gut die deutsche Glücksspielbehörde funktioniert, lässt sich vorab nicht seriös einschätzen. Aber sicher ist: Die Malta Gaming Authority hat Jahre gebraucht, um das aktuelle Niveau zu erreichen. Es wäre deswegen schön, wenn die deutsche Glücksspielbehörde von anderen Glücksspielbehörden, zum Beispiel auch von der MGA und der UK Gambling Commission, lernen würde.

Hier mehr über den Rücktritt von Heathcliff Farrugia bei der Malta Gaming Authority lesen (auf Englisch).