Die ehemalige österreichische Grünen-Chefin Eva Glawischnig hat ihren Ausflug in die Glücksspiel-Branche beendet. Wie sie soeben bekannt gab, hat sie bei Novomatic gekündigt, um sich in naher Zukunft als Beraterin selbstständig zu machen. „Es war auch Trotz dabei,“ antwortete Eva Glawischnig vor drei Jahren auf die Frage eines Journalisten nach dem Grund für ihren Wechsel von den Grünen zum Novomatic-Konzern. Auch wenn „Groll auf ihre Partei“ damals eine Rolle spielte, so hätte sie doch „wahnsinnig viel gelernt“, gab sie an. Von ihren ehemaligen Partei-Genossen hatte Eva Glawischnig viel Kritik für ihre Entscheidung, im März 2018 zu Novomatic zu wechseln, einstecken müssen. Das Ganze führte sogar so weit, dass sie aus der Partei austrat. Sie fühlte sich „im Stich gelassen“ und sehr gekränkt. Ihre Wut veranlasste sie zu der Überlegung, „... alle Brücken zu den Grünen anzünden“ zu wollen. Nachdem sie ihren Posten als „Verantwortungsmanagerin“ im Bereich „Corporate Responsibility und Sustainability“ bei der Novomatic angetreten hatte, sprach sie mit der österreichischen Tageszeitung „Krone“ über ihr Gewissen, und wie sie diese berufliche Veränderung damit vereinbaren konnte.

Ihr Wechsel von den Grünen zur Novomatic brachte Eva Glawischnig viel Kritik ein

Novomatic Casino Glawischnig

Ganz offen sprach Eva Glawischnig im März 2018 über ihre Schwierigkeiten bei der „Entscheidungsfindung“, die Möglichkeit, sich als Ex-Grünen-Politikerin mit einem Glücksspiel-Konzern zu identifizieren und über die Rolle des Geldes. „Warum immer nur von außen kritisieren? Warum nicht selber auch in die Verantwortung gehen?“, sagte die heute 51-Jährige damals im Krone-Interview und ergänzte: „Es waren drei Bereiche, die mich gereizt haben: die Internationalität, die Innovationsfähigkeit, das klare Bekenntnis zum Standort Österreich. Auf globaler Ebene das Management - sowohl von der ökologischen Komponente als auch von der gesellschaftlichen Verantwortung her - wahrzunehmen hat mich einfach sehr gereizt. Ich freue mich auch, dass die Novomatic so mutig war, sich einen kritischen Geist einzuladen.“ Das Geld hätte für sie eine untergeordnete Rolle gespielt, gab sie an, da sie in der Politik viel mehr verdient hätte. Bei der Novomatic drehten sich ihre Aufgaben um juristische und ökologische Fragen sowie um verantwortungsvolles Spielen. Nun ist ihr Glücksspiel-Abenteuer zu Ende – nach nur knapp drei Jahren. Vor wenigen Wochen nahm sie sich eine Auszeit bei dem Konzern.

Als Hintergrund drang „Bildungskarenz“ an die Öffentlichkeit. Unternehmensintern wurde ihre Rückkehr zur Novomatic von Anfang an sehr stark bezweifelt. Kurz bevor Eva Glawischnig ihre Auszeit bekanntgab, hatte auch der frühere Novomatic-Boss Harald Neumann den Konzern überraschend verlassen. Dies hatte der Aufsichtsrat des Unternehmens mitgeteilt und als Anlass „familiäre Gründe“ genannt. Neumann scheint in die Ibiza-Affäre verwickelt zu sein. Ihm wird vorgeworfen, dass er mit der FPÖ einen Deal zur Berufung Peter Sidlos in den Finanzvorstand der Casinos Austria AG ausgehandelt hatte, um dafür Glücksspiellizenzen zu erhalten. Allerdings bestreitet Neumann sämtliche Vorwürfe.

Österreichische Ex-Grünen-Chefin Glawischnig verlässt die Novomatic ohne Groll

Anlässlich ihres Endes bei der Novomatic stellte sich Eva Glawischnig erneut einem Interview. Diesmal sprach sie mit österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ und redete über ihre Zukunftspläne: „Ich werde mich mit 1. Juli als Beraterin im Bereich Nachhaltigkeit selbstständig machen. Ich habe gemerkt, dass mein Herz nach wie vor ganz stark für diesen Bereich schlägt.“ Als eine Art Quantensprung empfindet sie diesen „Themenwechsel“ nicht. „Meine Aufgabe bei der Novomatic war ja auch das Management im Bereich Corporate Responsibility and Substainability. Da geht es genau um diese Fragen: Wie erwecke ich diese Ziele der Nachhaltigkeit zum Leben? Das war meine Aufgabe.“ Aus der Zeit bei der Novomatic habe sie einiges mitgenommen, sagt Eva Glawischnig und erklärt: „Der Perspektivenwechsel ist sehr lehrreich. Wenn du aus der Politik kommst, machst du Vorgaben, arbeitest auf Gesetzesänderungen hin, änderst Rahmenbedingungen. Das ist ein fundamentaler Unterschied zur anderen Seite, wo die Zivilgesellschaft und die Unternehmen diese Vorgaben dann mit Leben erfüllen müssen. Ich habe auch gelernt, wie schwierig es ist,

dieser Fülle an Vorgaben gerecht zu werden.“ Ihren damaligen Wechsel von der Politik zu einem Glücksspielkonzern erklärt sie heute, mit dem entsprechenden Abstand, etwas anders: „Ich habe neun Jahre lang die Partei geführt, das ist eine sehr, sehr lange Zeit. Ich war 17 Jahre lang in der Politik. Ich habe das gemacht, was ich kann, ich habe das gegeben, was ich geben kann. Mein Körper hat letztendlich eine Reaktion gesetzt, die mir diese Entscheidung aufgezwungen hat.“ Immer wieder betont sie: „Die körperlichen Grenzen waren ausschlaggebend. Aber natürlich geschah das in einem Klima, das das befördert hat.“ Auf die Frage, ob sie sich eine Rückkehr in die Politik vorstellen kann, antwortet sie: „Das Papier ist egal. Ich bin und bleibe eine Grüne“. Doch nun freut sich Eva Glawischnig erstmal auf ihre neuen Aufgaben. „Ich habe viel gelernt in der Politik, das möchte ich jetzt weitergeben. Schnell in den Entscheidungen sein, nüchtern bleiben, eigeninitiativ bleiben, selbstkritisch sein.“